Hier finden Sie über 60 Fragen von Patienten und Angehörigen zum Thema Plasmozytom / Multiples Myelom aufgeteilt nach Themenbereichen.
Allgemeine Fragen
Die namentliche Bezeichnung Plasmozytom wird von der Bezeichnung multiples Myelom getrennt. Warum?
Das Plasmozytom bedeutet Wachstum und Vermehrung einer bösartig veränderten Plasmazelle. Beim Plasmozytom gibt es auch Krankheitsbilder, bei denen die Vermehrung dieser Plasmazellen an einem einzigen Ort stattfindet, d.h. es handelt sich dann um ein sogenannten solitäres(an einem Ort auftretendes) Plasmozytom. Diese Form macht etwa 5 % der Plasmozytome aus. ¾ der solitären extramedullären Plasmozytome sind in den Schleimhäuten des oberen Respirationstraktes (Nase, Nasennebenhöhlen, Mund- und Rachenraum) lokalisiert. Auch im Knochen kann ein solitäres Plasmozytom auftreten, dann nämlich, wenn ein isolierter tumoröser Plasmazellherd im Knochen nachgewiesen wird. Die häufigsten Lokalisationen sind die Wirbelsäule, das Becken und der Oberschenkel. Diese Manifestation geht in 2 bis 10 Jahren in der Regel in ein Multiples Myelom über, welches sich dadurch auszeichnet, dass die Erkrankung nicht mehr an einer Stelle lokalisiert, sondern an mehreren Stellen, meist dann über den ganzen Körper verteilt, auftritt.
Ursachen & Entstehung
Welche Ursachen zur Entstehung eines Multiplen Myeloms sind bekannt?
Während der letzten 20 Jahren sind die Erkrankungsraten als auch Sterblichkeitsraten am Multiplen Myelom eher stabil geblieben. Von vielen untersuchten möglichen ursächlichen Faktoren ist die Strahlenexposition am besten belegt mit ihrem potenziell karzinogenen Einfluss auf die menschliche Erbsubstanz. Das Multiple Myelom ist signifikant vermehrt nach einer langen Latenzperiode bei Atombomben-Überlebenden. Bei den Überlebenden des Angriffs auf Hiroshima war das Mortalitätsrisiko am Multiplen Myeloms um 60 % größer als bei nicht-exponierten.
Ein signifikant erhöhtes Risiko ein Multiples Myelom zu entwickeln wurde bei Landarbeitern beschrieben. Neuere Untersuchungen belegen eine Beziehung zwischen Landwirtschaftspestiziden, einschließlich Herbiziden und Insektiziden, und einem um ca. 2 ½ x höheren Myelomrisiko. Ein wahrscheinlich erhöhtes Risiko, ein Multiples Myelom zu entwickeln, besteht für Arbeiter in der Metallverarbeitung, Gummiindustrie, bei langjährigem Umgang mit Benzin und Petroleumsverbrennungsprodukten. Auch bei Exposition gegenüber Hartmetallverbindungen, Schneid- und Mineralölschmiermitteln oder Arbeiten in der Holzindustrie und Lederindustrie sowie in der Schuh-, Woll- und Textilindustrie sind erhöhte MM-Risiken beschrieben. Familiäre Faktoren sind gesichert. Frühere Studien belegen das Auftreten von Multiplen Myelomen bei Geschwistern und Ehegatten und einigen Familien. Eine vererbbare Erkrankung stellt das Myelom aber nicht dar.
Multiples Myelom und Viren:
Bei der HIV-Infektion besteht ein etwa 4,5-fach erhöhtes Risiko, ein Multiples Myelom zu entwickeln.
Wie beschreibt die Theorie die Entstehung der Erkrankung?
Plasmazellen, die sich übermäßig teilen und vermehren und bei denen auch der normale Zelltod vermindert auftritt.
Ist die Erkrankung vererbbar?
Das Multiple Myelom ist keine vererbbare Erkrankung. Studien haben allerdings gezeigt, dass es bei einigen Menschen eine genetisch bedinge Veranlagung gibt. Ein erhöhtes Risiko für enge Verwandte konnte jedoch nicht nachgewiesen werden.
Arten des Multiplen Myeloms & Häufigkeiten
Wie viele Menschen erkranken in Deutschland jährlich neu am multiplen Myelom?
Bei einer Neuerkrankungsrate von etwa 5 auf 100000 bei Männern und 3 auf 100000 bei Frauen beträgt bei 80 Mill. Einwohner die Neuerkrankungszahl pro Jahr 3200.
Was ist eine Monoklonale Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS)?
Meist ein Zufallsbefund bei der Durchführung einer Serumelektrophorese ohne entsprechende klinische Symptome findet sich die monoklonale Gammopathie. Die MGUS ist bei die weitesten häufigste monoklonale Gammopathie, deren zunehmende Inzidenz wahrscheinlich mit dem zunehmenden Alter unserer Bevölkerung sowie mit empfindlichen Nachweisverfahren korreliert. Die Inzidenz beträgt 1 % bei allen Personen über 25 Jahre und 3 % bei allen Personen über 70 Jahre. Definiert wird die MGUS als Paraproteinämie von weniger als 3 g/dl im Serum und stabile Werte im weiteren Verlauf. Eine Bence-Jones-Proteinausscheidung im Urin ist nicht oder nur geringfügig (weniger als 0,5g/24h) vorhanden. Im Knochenmark sind weniger als 10 % Plasmazellen ohne Zellatypien nachweisbar. Beim Patienten bestehen keine Osteolysen, keine Anämie, keine Hyperkalzämie und keine Niereninsuffizienz.
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese MGUS in ein aktives Multiples Myelom übergeht?
In einer Studie an 1384 Patienten betrug das Risiko ein Plasmozytom oder eine andere Plasmazelldyskrasie zu entwickeln, ungefähr 1 % pro Jahr.
In welchen Abständen sollen bei MGUS die regelmäßig überwachenden Kontrolluntersuchungen durchgeführt werden?
Dies ist etwas abhängig von der Höhe des Paraproteins. Prinzipiell werden Verlaufskontrollen in den ersten 2 Jahren ½ jährlich, nachfolgend jährlich empfohlen. Bei stabilem Verlauf kann auf die Knochenmarkbiopsie und Röntgenkontrollen im Verlauf verzichtet werden.
Was ist ein solitäres Plasmozytom und stimmt es, dass man diese Form auch heilen kann?
Etwa 3 bis 5 % aller plasmazellulären Neoplasien werden zum Zeitpunkt der Diagnosestellung als solitäre Plasmozytome eingestuft. Die solitären Plasmozytome können im Knochen (ossär oder extramedullär) auftreten. Die Patienten mit solitärem Plasmozytom haben eine deutlich bessere Prognose als systemisch erkrankte. Beim solitären ossären Plasmozytom beträgt die 5-Jahres-Überlebensrate 100 %, nach 10 Jahren noch 85 %. Allerdings gehen über 90 % der zum Zeitpunkt der Lokaltherapie als solitär eingestuften Plasmozytome des Knochens innerhalb von 10 Jahren in ein multiples Myelom über. Das extramedulläre Plasmozytom tritt vor allem im Bereich des Nasen-Rachenraums und Mundraums auf. Handelt es sich um einen lokal begrenzten, gut operablen Tumor des Weichteilgewebes tritt nur bei 15 % der Patienten nach ausreichender Lokalbehandlung (meist zusätzliche Bestrahlung) ein Multiples Myelom im weiteren Verlauf auf. Damit stellt unter allen Plasmazelltumoren das extramedulläre solitäre Plasmozytom dasjenige dar, welches die beste Prognose aufweist.
Wann spricht man von Multiplen Myelom?
Für die Diagnose eines Multiplen Myeloms wird die Erfüllung folgender Minimalkriterien gefordert:
- Mehr als 10 % atypischer Plasmazellen und/oder histologisch eine myelomtypische Plasmazellverteilung im Knochenmark.
- Klinische Zeichen, wie z.B. Knochenschmerzen, Anämie, B-Symptomatik, Hyperkalzämie, Nierensuffizienz.
- Zumindest einer von 3 folgenden Veränderungen im Serum: monoklonales Protein, in der Regel mehr als 3 g/dl und/oder monoklonales Protein im Urin und/oder Osteolysen. Ca 1 % der multiplen Myelome sind nicht sezernierend, d.h. es wird kein monoklonales Protein gebildet.
Die Monoklonalen Immunglobuline unterteilt man in welche Klassen, welche Klassen gibt es und welche Klassen kommen am häufigsten vor?
Monoklonale Immunglobuline unterteilt man in Isotypen, die häufigsten sind der Typ IgG bzw. IgA.
Welche Aufgaben hatten die einzelnen gesunden Immunglobuline?
Wichtige Aufgaben in der Infektabwehr, vor allem von bakteriellen Infektionen.
Erfüllen abnormale Immunglobuline (von den Myelomzellen gebildet) eigentlich noch Abwehraufgaben?
Nein
Was ist ein Smouldering Multiples Myelom?
In dieser Situation finden sich im Serum mehr als 3 g/dl monoklonales Protein und im Knochenmark mehr als 10 % atypische Plasmazellen. Die Veränderungen sind jedoch nicht progredient und es liegen keine myelomtypischen klinischen Zeichen vor.
Warum kann man bei einem asekrektorischen Multiplen Myelom keine abnormalen Immunglobuline im Blut oder Urin finden?
Die Plasmazellen können keine Immunglobuline produzieren. Macht etwa 1% der Multiplen Myelome aus.
Was ist ein MM vom Typ Bence Jones?
Hier werden keine kompletten Immunglobuline produziert, sondern nur Bruchstücke, welche dann im Serum und meist auch im Urin nachgewiesen werden. Bei den betroffenen Patienten sind häufig alle Immunglobuline im Blut vermindert.
Warum spricht man von leichten und schweren Ketten?
Aufgrund des unterschiedlichen Molekulargewichtes der Bestandteile der Immunglobuline.
Eine sehr seltene Form soll eine Plasmazellenleukämie sein, wie häufig kommt diese Form vor und wann spricht man von einer Plasmazellenleukämie?
Ca 2 % der multiplen Myelome präsentieren sich als primäre Plasmazellenleukämie, bei einigen Patienten kommt es im Verlauf des immer wieder progredienten Multiplen Myeloms zum Auftreten der Plasmazellenleukämie. Eine Plasmazellenleukämie weist mehr als 20 % Plasmazellen im Differentialblutbild oder mehr als 2 x 10/9l Plasmazellen im peripheren Blut auf.
Diagnose
Die Diagnose MM wird bei vielen Patienten oft im fortgeschrittenen Zustand gestellt. Was macht die Diagnose oft so schwierig?
Die Schwierigkeit der Diagnosestellung liegt darin, dass bei einigen Patienten die Symptome sehr unspezifisch sind (häufig diffuse Knochenschmerzen) oder dass die Erkrankung völlig ohne klinisch fassbare Symptome einhergeht.
Welche diagnostische Untersuchungen deuten denn bereits auf ein Multiples Myelom hin?
Die Serumelektrophorese, Nierenprobleme, Knochenschmerzen mit entsprechenden röntgenologischen Veränderungen und Blutbildveränderungen.
Wann spricht man vom Multiplen Myelom Stadium I und was bedeutet der Zusatz A oder B?
Stadium I bedeutet, dass der Patient noch nicht behandlungsbedürftig ist, das Stadium wird bisher festgelegt nach Befall des Knochens, nach Hb-Wert, nach Serumkalzium-Wert, (der nicht erhöht sein darf), sowie der Menge an Paraprotein im Blut und Urin. Zusatz A oder B bedeutet: deutlich eingeschränkte Nierenfunktion (B) oder weitgehend normale Nierenfunktion (A).
Wann spricht man vom Stadium II und III?
Stadium II stellt das Zwischenstadium zwischen Stadium I und III dar. Stadium III : es sind weder der Hb-Wert deutlich erniedrigt, das Serumkalzium deutlich erhöht, mehr als 1 Knochenherd feststellbar und eine ausgeprägte Vermehrung von Paraproteinen.
An welchen spezifischen Werten kann ich erkennen, ob ein MM aggressiver verläuft?
Die bekannten Risikoparameter sind eine erhöhte LDH, ein stark erhöhtes Beta-2 Mikroglobulin und eine chromosomale Veränderung im Bereich des Chromosoms 13.
Reicht allein die Aussage aus, dass bei einem veränderten Chromosom 13 eine mehr aggressive MM Verlaufsform vorliegt?
Alle Untersuchungen deuten darauf hin, dass ein Verlust des langen Arms des Chromosoms 13 mit einer ungünstigen Prognose des Multiplen Myeloms einhergeht.
Knochenschutz durch Bisphosphonate
Warum und welche Bisphosphonate werden beim Multiplen Myelom eingesetzt?
Es gibt eine Fülle von Bisphosphonaten, die beim Multiplen Myelom eingesetzt werden. Es gibt einige zugelassene Bisphosphonate. Als Therapiemittel der Wahl wird derzeit Zolendronat (Zometa) angesehen.
Wie wirken diese Bisphosphonate?
Sie vermindern den Knochenabbau, in dem sie die knochenabbauenden Zellen in ihrer Funktion beeinträchtigen und deren Vermehrung hemmen. Sie stabilisieren außerdem den Knochen. Darüber hinaus haben sie sehr wahrscheinlich einen direkten Antitumoreffekt.
Einzelne MM Patienten klagen über Kieferprobleme, hängt das mit den Bisphosphonaten zusammen? Was kann man dagegen tun?
Es gibt gewisse Hinweise, dass es bei längerfristiger Anwendung von Bisphosphonaten zu Knochenveränderungen im Bereich des Kiefers kommt. Wichtig ist eine gute Zahnpflege zu betreiben und regelmäßig den Zahnarzt aufzusuchen, um solche Veränderungen bereits frühzeitig feststellen zu können. Man sollte den Zahnarzt darauf hinweisen, dass man längerfristig mit Bisphosphonaten behandelt wurde, um ihn speziell für diese Fragestellung zu sensibilisieren.
Unmittelbar nach der Gabe des Bisphosphonats entstehen bei nicht wenigen Patienten leichte bis mittlere Knochenschmerzen. Warum entstehen diese und wo sollte man diese Schmerzen behandeln?
Bei Applikation der Bisphosphonate kann es zu einer Temperaturerhöhung mit Blutbildveränderungen kommen. Es kommt zum Anstieg des C-reaktiven Proteins und von bestimmten immunstimulierenden Zytokinen, welche unspezifische Beschwerden mit grippeartigen Kopf-, Knochen-, Brust- und Gliederschmerzen sowie Abgeschlagenheit auslösen können. Die Reaktion setzt 10 Stunden nach der 1. Infusion ein und kann 1 bis 2 Tage anhalten. Hier kann durch Gabe von Paracetamol (Benuron) oder Metamizol (Novalgin) erfolgreich behandelt werden.
Die Infusionsdauer der Bisphosphonate wird häufig diskutiert. In welcher Abhängigkeit sollte welches Medikament wie lange verabreicht werden?
Für die Infusionsdauer der Bisphosphonate sollte die angegebene Dauer berücksichtigt werden, d.h. für Zometa 15 Minuten, für Pamidronat mindestens 2 Stunden. Bei Nierenproblemen sollte das Präparat nicht zum Einsatz kommen.
Bewährte Therapien
Welches Ziel sollte die Therapie haben?
Eine möglichst rasche und gute Remission, am besten Vollremission.
Welche Therapieelemente gibt es?
Induktionstherapie, Hochdosistherapie mit Stammzelltransplantation (autolog/allogen) und Erhaltungstherapie, sowie Therapie des Rezidivs bzw. des Progresses der Erkrankung.
Die Melphalantherapie wird nach über 35 Jahren noch heute gegen das MM eingesetzt. Welche Patienten sollen es erhalten?
Da das Melphalan gut verträglich ist, aber die Stammzellsammlung deutlich beeinträchtigt, sollten es vor allem Patienten erhalten, bei denen keine Stammzelltransplantation vorgesehen ist. Aber jeder Patient sollte wissen, dass zumindest nach 6 Zyklen Melphalan/Prednisolon die Wahrscheinlichkeit einer Stammzellsammlung massiv eingeschränkt ist, daher sollte der Patient (= 70 Jahre) bei einem Zentrum vorgestellt werden mit der spezifischen Frage einer evtl.Stammzellsammlung bevor eine längerfristige Melphalan-Therapie eingeleitet wird. Alternativ zu Melphalan ist zumindest in Deutschland das Bendamustin etabliert. Eine Stammzellsammlung ist bei der Gabe von Bendamustin noch möglich.
Melphalan ist bei mehrfacher Gabe toxisch gegenüber dem Knochenmark. Wie oft darf man vor einer Stammzellsammlung (geplant für eine autologe Stammzelltransplantation) Melphalan erhalten?
Siehe vorherige Frage…
Welche andere Chemotherapie-Konzepte setzt man beim Multiplen Myelom noch ein?
Heute werden Kombinationstherapien mit Thalidomid, Bortezomib und Lenalidomid aufgrund ihrer verbesserten Ansprechrate gegeben. Weitere Kombinationstherapien sind Bortezomib / Cyclophosphamid oder Thalidomid / Dexamethason sowie Bortezomib / Dexamethason, wobei beim Letzteren die Ansprechraten und auch die Nebenwirkungen geringer sind als bei einer Triple-Therapie.
Ein bewährtes Therapieelement ist die Strahlentherapie. Wann wird diese eingesetzt und stimmt es, dass die Tumorzellen bereits durch niedrige Strahlendosen abgetötet werden?
Das Plasmozytom ist eine hoch strahlensensible Erkrankung, daher stellt die Strahlentherapie zur Lokalkontrolle der Plasmazellen eine hoch effiziente Behandlung dar.
Welchen Stellenwert hat das Medikament Thalidomid in der MM Therapiestrategie erlangt?
Man weiß, dass etwa 32 % der Patienten mit progredientem Myelom wieder ansprechen, wobei die Ansprechdauer von der Güte der Remission abhängig ist. Vor allem in Kombination mit anderen Substanzen ist Thalidomid sicher ein sehr bewährtes Medikament.
Wie viele MM Patienten sprechen bereits auf eine Thalidomid Monotherapie an?
Zwischen 30 und 40 %.
Welche Wirkmechanismen hat Bortezomib?
Es greift in den Abbau bestimmter Eiweißpräparate in der Tumorzelle ein. Dadurch werden Substanzen, die die Zelle vor dem Zelltod schützen zerstört und andere Substanzen ebenfalls gehemmt, welche die Zellteilung fördern.
Wie viele MM Patienten sprechen bereits auf eine Bortezomib Monotherapie an?
Bei der Bortezomib-Monotherapie wurde in der Situation des 2. Rückfalls der Erkrankung ein Ansprechen von etwa 35 % beobachtet.
Wie hoch ist die Ansprechrate bei der Gabe von Bortezomib und Dexamethason (Kortison)?
Bei der Gabe von nur Bortezomib und Dexamethason ist die Ansprechrate niedriger als bei einer Triple Therapie mit Bortezomib / Cyclophosphamid / Dexamethason. Allerdings sind bei der Gabe von Bortezomib und Dexamethason auch die Nebenwirkungen weniger.
Autologe Blutstammzelltransplantation
Für welche Patienten ist die Hochdosischemotherapie mit autologer Blutstammzelltransplantation eine Therapiemöglichkeit?
Für alle Patienten bis zum Alter von 70 Jahren, evtl. auch noch höher, bei denen keine schwere Organfunktionsstörung vorliegt.
Wie sieht das ganze Therapiekonzept (konventionelle Chemotherapie Stammzellsammlung –PBCST-Erhaltungstherapie aus?
Man wird zunächst eine Induktionstherapie durchführen, um die Erkrankung zurückzudrängen, dann mit einer etwas intensiveren Behandlung eine weitere Tumorreduktion und Stammzellsammlung ermöglichen und dann mit den erhaltenen Stammzellen 2 x eine autologe Stammzelltransplantation durchführen. Hinterher erscheinen Erhaltungstherapien mit Thalidomid, Bortezomib oder Dexamethason / Interferon geeignet, den Therapieerfolg noch weiter zu verbessern bzw. die Rückfallrate zu vermindern.
Für eine periphere Blutstammzelltransplantation benötigt man Stammzellen. Wie werden diese gewonnen?
Die Stammzellen werden aus dem peripheren Blut, ähnlich wie bei einer Dialyse abgeschöpft, das Blut wird an einer Stelle aus einer Vene aus dem Körper heraus in eine Zentrifuge geleitet und dort werden die Stammzellen abzentrifugiert und die restlichen Zellen und die Flüssigkeit im Körper über einen anderen Zugang wieder zurückgeführt.
Ablauf der PBSCT
Nach einer hochdosierten Chemotherapie werden anschließend die eingefrorenen Stammzellen nach Auftauen wieder in den Körper infundiert. Innerhalb von etwa 10 bis 12 Tagen bilden sich wieder weiße Blutkörperchen/Blutplättchen aus, so dass der Patient dann wieder normale Zahlen an weißen Blutkörperchen und Blutplättchen aufweist und nach Hause gehen kann.
Warum werden heute vermehrt doppelt autologe Transplantationen eingesetzt?
Mehrere Studien haben gezeigt, dass die doppelte autologe Stammzelltransplantation einen besseren Erfolg als die einfache Hochdosistherapie erzielen kann.
Welche Gefahren können während einer PBSCT auftreten und wie hoch sind die tödlichen Komplikationen?
Vor allem Infektion oder Blutungen stellen Risiken dar. Sie sind mit einer Sterbewahrscheinlichkeit von bis 1 bis 2 % nach autologer Stammzelltransplantation assoziiert.
Was kann ich als Patient in der Klinik selbst tun, um mich vor Gefahren zu schützen?
Einnehmen der entsprechenden vorbeugenden Medikamente und Vorsicht beim Umgang und Kontakt mit Patienten mit aktiver Infektion.
Was kann ich nach der Therapie zuhause selbst tun um mich vor Gefahren zu schützen?
Die prophylaktische Medikamente weiter einzunehmen, sonst besteht keine echte Gefahr.
Allogene Transplantation
Wird die allogene Transplantation beim MM noch als experimentelle Therapiestrategie gewertet oder kann man von einer bewährten Therapie sprechen?
Die allogene Transplantation beim MM stellt eine etablierte Therapie beim Multiplen Myelom dar. Sie ist sehr wahrscheinlich die einzige Therapieform die eine echte Heilungschance eröffnet. Ich selbst betreue mehrere Patienten, z. T. 10 Jahre nach allogener Stammzelltransplantation, die weiterhin in kompletter Remission sind und eine sehr gute Lebensqualität besitzen.
Wie hoch liegen die Heilungschancen bei allogener Stammzelltransplantation?
Abhängig vom Ausgangsstadium und dem Ansprechen auf die vorgeschaltete Chemotherapie zwischen 30 und 40 %.
Welche MM-Patienten sollten diese Therapiestrategie in Anspruch nehmen?
Vor allem jüngere Patienten (= 60 Jahre)
Warum ist ein Familienspender vorzuziehen?
Dass ein Familienspender vorzuziehen ist, ist derzeit nicht sicher. Einige Daten weisen auch darauf hin, dass eine Stammzelltransplantation vom unverwandten Spender ebenso erfolgreich wie eine vom Familienspender ist.
Welche Gefahren sind bei eine allogenen Transplantation am größten?
Infektion und die Transplantat-Gegen-Wirts-Reaktion.
Was kann man gegen diese Gefahren tun?
Infektionen durch Einnahme der prophylaktischen Medikamente reduzieren, Kontakt mit infizierten anderen Personen vermeiden und die Medikamente, die die Transplantat- Gegen-Wirts-Reaktion verhindern sollen, sorgfältig einnehmen.